„Sommerkräuter – Reichtum und Fülle im Überfluß“
Ab und an macht auch die Hexe einen Ausflug, nicht nur mit dem Besen, sondern so richtig mit dem Auto! Für weitere Strecken ist das deutlich angenehmer zu reisen. An diesem Tag sollte es nach Adventon gehen, zu einer Veranstaltung über Kräuter im Sommer. Lange vorher hatte ich diesen Tag gebucht und freute mich dementsprechend darauf. Da es von uns doch ein Stück zu fahren war, je nach Verkehrslage 90 bis 120 Minuten, mussten wir zeitig aufbrechen. Ich holte meine Freundin ab und schon waren die beiden Hexen auf dem Abflug 😉
Adventon, ein lebendiger Museumspark
Aber zuerst möchte ich Euch kurz Adventon vorstellen. Es ist ein Museumspark, in dem die Geschichte mit Hilfe der Mitglieder lebendig wird. Die historisch begeisterten Menschen, die sich dort in den Wochenenden der wärmeren Monate einfinden, leben und arbeiten wie vor hunderten von Jahren. Es gibt eine Wikingersiedlung und verschiedene Gebäude auf den Parzellen, in den unterschiedlichsten Entstehungsphasen. Dadurch, dass sich das Museum ausschließlich aus privaten Mitteln finanziert und auf Arbeitskraft und Eifer freiwilliger Helfer angewiesen ist, wächst alles nur langsam. Es soll nach und nach eine Stadt nach mittelalterlichem Vorbild entstehen, die überwiegend in Handarbeit und mit Werkzeugen, Methoden und Materialien von früher gebaut wird. Zwischen April und Oktober ist das Museum von Freitag bis Sonntag und jeden Feiertag geöffnet und kann besucht werden. Es gibt neben der Nutztierarche, die sich um den Erhalt gefährdeter Nutztierrassen bemüht, regelmäßig Veranstaltungen, Seminare, Workshops und Kurse. Jedes Monat gibt es eine große Veranstaltung und das Museumsjahr beginnt im April mit dem „Tag der offenen Tür“, es gibt aber auch Themenwochenenden, wie „Kochen, backen, brauen“ oder das Wikingerfest. Außerdem gibt es ein vielfältiges Kursangebot, dazu gehören nicht nur die Kräuterführungen, sondern auch Bogenbaukurse, Fechtschule, Feuerlauf, Lederverarbeitung und Dudelsackkurse um nur einige zu nennen. Auf dem Gelände gibt es ein Museumscafé, eine Markthalle und eine Bücherei. Wenn Du Dich für mittelalterliche Geschichte interessierst, wirst Du dort bestimmt fündig.
Kräuter sammeln beim Spazierengehen
Jetzt aber zum Tag mit der Kräuterfrau, zusammen mit einer guten Freundin, die sich auch für Kräuter interessiert, hatte ich diese Veranstaltung im Juli gebucht. „Sommerkräuter – Reichtum und Fülle im Überfluss“, so hieß es ganz offiziell. Ein ganzer Tag im Zeichen der Kräuter, ein Spaziergang durch Wald und Wiese, ein Fest für alle Sinne. Nach einem kurzen Kennenlernen aßen wir eine Kleinigkeit, von den Leckereien, die uns angeboten wurden. Hefezopf mit Holundergelee und Zitronenmelissensirup, verdünnt mit Wasser. Das stärkte uns für den langen Spaziergang, der folgte. Wir machten uns auf den Weg durch die angrenzenden Wiesen, so viele Wildkräuter, die gesammelt werden konnten! Beinwell, Johanniskraut, Ringelblume, Spitzwegerich und Brennesel, um nur einige zu nennen. Unter fachkundiger Führung verging die Zeit wie im Fluge, altes Wissen wurde aufgefrischt und sehr viel neues kam dazu. Mir war nicht bewußt, wie groß der Reichtum an Sommerkräutern auf unseren Wiesen ist, was und wie man die unscheinbarsten Wildkräuter verwenden und genießen kann. Welches Kraut wertet den Salat oder die Suppe auf, um welche Heilwirkung wußten schon unsere Vorfahren? Welche Blüten und Blätter ergeben einen erfrischenden Tee und welche Wurzeln können verwendet werden, all das wurde uns erzählt. Bei diesem Kräuterspaziergang ging es nicht nur um das Finden und Sammeln, sondern auch um das Fühlen mit den Händen und der Zunge. Nicht nur ums Sehen, sondern auch um das Wahrnehmen, wobei unser ältester Sinn oft der wertvollste ist, das Riechen. Einfach die Augen schließen und an den Blüten riechen, oder die Blätter zwischen den Fingern verreiben und den Duft aufsaugen, eins sein mit der Natur. Unsere Körbe waren reich gefüllt mit Blättern, Blüten und Samenständen, als wir uns auf den Rückweg zur Feuerstelle machten.
Kochen und Backen über dem offenen Feuer
Nachdem wir unsere Schätze nochmals besprochen und sortiert hatten, begannen wir mit der Zubereitung der Gerichte, die wir über dem offenen Feuer ausbacken und kochen wollten. Es gab Hollerküchlein im Backteig, Pfannkuchen mit eingebackenen Kräutern, gefüllt mit Frischkäse und Lachs, garniert mit tief orangen Taglilien. Leckeren und gesunden Kräuterquark mit Brot und Beinwell im Backteig ausgebacken, das alles bereiteten wir gemeinsam zu. Das war ein Fest für alle Sinne, schmeckte und roch nicht nur wunderbar, sondern war auch wunderschön anzusehen! Dazu kam noch das Gefühl des Kochens im Freien, der Geruch von Sommer und abgebranntem Holz, fliegende Asche und Kochgerüche, die hungrig machten. Nach einem ausführlichen und köstlichen Mahl war noch genug Zeit die Standortbedingungen der Kräuter, die man im heimischen Garten anpflanzen könnte, zu erläutern. Welches Kraut braucht welchen Standort und möchte was für Nachbarn haben um gut gedeihen zu können? Nebenbei ließ Ursula die Bienenwachscreme mit reichhaltigen Ölen und frischen Kräutern auf dem Feuer ziehen, die wir später noch in Glasdosen abfüllten und mit nach Hause nahmen. Ganz gemütlich ließen wir diesen ereignisreichen Tag am Feuer ausklingen und machten uns tiefenentspannt auf den Weg nach Hause.
Bienenwachscreme über dem Feuer gerührt
Entspannung für Körper und Seele
Dieser Tag war Entschleunigung pur, Entspannung für Körper und Seele. Nicht nur wandeln in der Natur, sondern diese im wahrsten Sinne des Wortes in sich aufnehmen und auftanken. Ein Tag um sich selbst in der Natur wieder wahrzunehmen, zu fühlen und zu finden, deren Fülle und Reichtum mit dem ganzen Körper zu genießen. Wenn man ein Faible für die Natur, besonders für Wildkräuter und deren Verwendung hat, kann ich diesen wundervollen Tag in der Natur nur empfehlen. Selten hat ein einziger Tag so viel Wissen vermittelt und mich gleichzeitig entspannt!
Tipp:
Mehr Informationen zum Thema Kräuterführungen findest Du direkt bei der Kräuterfrau, nämlich hier.