Ihr kennt doch bestimmt auch die Momente im Leben, bei denen man das Gefühl hat im falschen Film zu sein, sich wünschte sich augenblicklich in Luft auflösen zu können und heilfroh ist, dass gerade niemand zusieht. Genauso so erging es mir vor ein paar Tagen, als ich das erste Mal versuchte veganen Käsekuchen zu backen.
Aber erst mal erzähle ich Euch kurz, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Ein paar Wochen vorher besuchte die große Nachwuchshexe mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen einen Lehrgang über das ganze Wochenende. Dabei war eine gute Freundin von ihr, die vegan lebt und oft als Testesserin für meine veganen Kreationen vorbei kommt. An diesen Lehrgangswochenenden werden von den Eltern Kuchen gebacken und zur Verfügung gestellt. Sie als Veganerin geht dabei leider meist leer aus. So wurden bei mir Kekse bestellt, damit auch sie was Süßes essen konnte. So weit, so gut, allerdings erzählte mir die Nachwuchshexe ein paar Tage später, dass sie mit größtem Vergnügen Käsekuchen gegessen hatte und ihre Freundin schmachtend daneben stand. War ja klar, sie konnte wie so oft nicht mitessen.
Ich beschloß ihr eine Freude zu machen und recherchierte, ob es überhaupt möglich wäre einen veganen Käsekuchen zu backen. Nachdem ich einige Rezepte gefunden und gelesen hatte kreierte ich aus den verschiedenen Vorgaben mein eigenes Rezept. Nach und nach kaufte ich die benötigten Zutaten ein, dabei handelte es sich unter anderem um Seidentofu, mit dem ich noch nie gekocht oder gebacken hatte, ich war also gespannt.
Es kam schließlich der Tag der Tage, ich hatte alle Zutaten besorgt und war für ein paar Stunden allein, konnte also ungestört experimentieren. Ich wischte über die Arbeitsflächen in der Küche - das ist bei uns immer nötig, da die Katzen überall unterwegs sind - und holte die Springform aus dem Schrank. Der Mixer wurde bereit gestellt und alle Zutaten aus dem Kühlschrank geholt und abgewogen. Der vegane Mürbeteig war problemlos und schnell geknetet und als Boden und Rand in Form gedrückt. Jetzt fehlte nur noch die vegane "Quarkfüllung", die sollte allerdings ebenfalls schnell im Mixer zubereite sein. Ich setzt den Mixbecher auf und füllte alle Zutaten ein. Obwohl es ein großer Becher ist reichte das Füllvermögen gerade so aus. Jetzt fehlte nur noch der Deckel, einrasten lassen und schon ging es los. Der Mixer brummte vor sich hin und vermengte alle Zutaten miteinander. Nach ein paar Minuten fing ich an mich zu wundern. Ganz unten am Mixbecher, dem letzten Stück das den Inhalt des Bechers von der Übersetzung des Motors trennte lief Sojacreme herunter. Das konnte doch eigentlich gar nicht passieren?! War vielleicht doch etwas von oben nach unten gelaufen, wo der Becher doch randvoll war? Aber nein, dann würde es ja außen herunter laufen und nicht innen, was ist da nur passiert? Ich schaltete den Mixer aus und stand erst mal für ein paar Sekunden relativ ratlos davor. Ich überlegte und meine grauen Zellen liefen auf Hochtouren. Was sollte ich tun, es half ja alles nichts, irgendwie musste die Käsefüllung in die Form kommen. Ich beschloss, dass ich ja vielleicht Glück hätte und nach langen Jahren des Gebrauchs nur der Gummi irgendwie undicht geworden war und lediglich ein paar Tropfen innen herunter gelaufen waren. Ich drehte also den Mixbecher und hob ihn an - zweiter großer Fehler! In einem großen Schwall ergoß sich die Sojacreme über den Mixer, die Arbeitsfläche und drohte nach unten auf den Boden zu laufen. Nach einem kurzen Schreckmoment stellte ich den Mixbecher ohne Boden auf einem freien Teil der Arbeitsfläche ab und griff geistesgegenwärtig nach der Schüssel, die noch von den Vorbereitungen herum stand. Ich hielt die Schüssel unter den Vorsprung der Arbeitsplatte und verhinderte so, dass sich noch mehr Sojapampe auf den Boden der Küche ergoß. Mit Schrecken sah ich, dass sich ein kleines Rinnsal auch über die Küchenfront den Weg nach unten bahnte. Da stand ich nun, mit einer Schüssel in der Hand um die laufende Creme aufzufangen und spielte für einen kurzen Moment alle Lösungsmöglichkeiten durch. Alles saubermachen und wegschmeißen, neue Zutaten besorgen und eine neue Füllung mixen. Hm, die Zutaten war dann doch etwas teurer, als der Quark und die Eier aus dem Discounter. Retten was zu retten ist, soviel Creme wie möglich auffangen und hoffen, dass es für eine vernünftige Käsefüllung reicht. Die Arbeitsplatten hatte ich ja vorher wie immer peinlich sauber gemacht, der Mixer wird nach jeden Gebrauch gründlich gereinigt, könnte also funktionieren. So strich ich also die Sojacreme vom Mixer und hob ihn an - dritter böser Fehler! Schon mal versucht etwas flutschiges, rundes von einem Ort zum anderen zu transportieren? Um das Chaos also perfekt zu machen rutschte mir der Mixer aus den Händen, landete in der Sojacremepfütze, sie sich gebildet hatte und spritzte alles in seiner Umgebung mit dezenten Pünktchen in creme an. Irgendwie schaffte ich es schließlich doch noch ihn auf die andere Seite der Spüle zu schaffe und widmete mich wieder dem Versuch den Sojasee im meine Schüssel zu bekommen. Als das geschafft war holte ich noch den Mixbecher dazu und entfernte sorgfältig die Sojacreme, die sich noch an den Rändern befand. Auch die landete in meiner Schüssel. Ich musterte den Inhalt und beschloß, dass es gerade so für den Käsekuchen reichen könnte. Ich vermute mal ich habe insgesamt 200 ml an die Küche verloren und ich sag Euch was, auch so eine kleine Menge kann eine riesige Schweinerei anrichten! So, ich füllte die Sojacreme in die Form und machte alles noch ein bißchen hübsch, ab in den Ofen damit! Dann fing ich sofort an die dekorativen Punkte überall zu entfernen, damit sie nicht antrocknen konnten und die waren wirklich überall. Auf dem Toaster, dem Fließenspiegel, der Arbeitsfläche natürlich, dem Boden und den Küchenfroten! Als ich dann endlich fertig war und an mir selber herunter blickte sah ich erst, dass meine rote Bluse mit einem wundervollen cremefarbenen Muster in verschiedenen Tönen verziert war. Ich sah tatsächlich aus wie nach einem Soja Creme Massaker!
Was soll ich sagen, wider Erwarten ist der Kuchen dann tatsächlich noch sehr lecker geworden. Nachdem das ganze Chaos wieder beseitigt war und selbst ich darüber lachen konnte kam die Nachswuchshexe nach Hause und erzählte, dass sie das Problem im letzter Zeit auch öfters mit dem Mixer gehabt hatte. Leider hatte sie vergessen es mir gegenüber zu erwähnen :-)) Egal, bei einer Sache bin ich mir allerdings sehr sicher, ich werden nie vergessen, wie ich das erste Mal einen veganen Käsekuchen backte! Achja, das Rezept dazu gibt es dann morgen in der Hexenküche, viel Glück beim Nachbacken!