Woraus besteht eine Tinktur?
Tinkturen, Alkoholische Auszüge, Kräuter-Essenz oder Mazarationen, alles bezeichnet ein- und dasselbe, einen Kräuterauszug mithilfe von Alkohol. Sie finden Anwendung in der Pflanzenheilkunde, Naturkosmetik und Küche. Man kann sie relativ einfach selber herstellen und sie sind ohne großen Aufwand lange haltbar. Wenn Tinkturen ganz offiziell hergestellt werden, beispielsweise in der Apotheke, dürfen sie nur mit Ethanol und aus getrockneten Pflanzenteilen zubereitet werden.
Bei der Herstellung für den Eigenbedarf sieht es natürlich anders aus, hier greift man meist zu Hochprozentigem aus dem Einzelhandel, also klaren Schnäpsen wie Doppelkorn oder Wodka. Natürlich kann man sich auch aus der Apotheke hochprozentigen Alkohol besorgen, allerdings muss man sich vorher darüber klar sein, für welchen Einsatz die Tinktur gedacht ist.
Wird sie eingenommen, dann bitte nur von Erwachsenen, die weder Alkoholkrank sind, noch Leberprobleme haben! Außerdem muss der Alkohol für die innere Anwendung geeignet sein und der Alkoholgehalt darf nicht zu hoch sein!
Falls Du den Alkohol in der Apotheke kaufst sage, wofür Du ihn verwenden möchtest, hochprozentiger Alkohol wird in der Regel vergällt, d.h. ungenießbar gemacht, um steuerliche Abgaben zu umgehen. Es würde also nicht helfen, den Alkohol einfach nur zu verdünnen, um die Tinktur trinkbar zu machen. Du benötigst unvergällten Weingeist o.ä., lass Dich in der Apotheke beraten!
Alkoholische Auszüge benötigen einen gewissen Wasseranteil, dieser sorgt dafür, dass die Zellwände der Pflanzenteile aufquellen und machen so das Zellinnere besser zugänglich. Beim wässrig-alkoholischen Auszug werden deutlich mehr Bestandteile aus den getrockneten oder frischen Pflanzenteilen gelöst, als bei rein wässrigen Auszügen.
Dazu gehören u.a. neben ätherischen Ölen auch Bitterstoffe, Flavonoide und Carotinoide. Durch die Verwendung von getrockneten Pflanzenbestandteilen können auch nichtheimische, exotische Pflanzen(teile) extrahiert werden.
Tinkturen sollten innerhalb eines Jahres aufgebraucht werden! Sie werden zwar nicht schlecht, aber die Wirkstoffe bleiben nicht dauerhaft stabil und bauen sich nach und nach ab.
Herstellung
Ein Pflanzenauszug kann aus getrockneten und frischen Pflanzenteilen erfolgen.
Möchte man frische Pflanzenteile verwenden ist es, wie schon beim Ölauszug beschrieben sinnvoll, diese ein paar Stunden bis einen Tag anwelken zu lassen. Vorher werden alle bräunliche und welke Teile entfernt, nach dem Trocknen werden die Pflanzen zerkleinert. Dadurch können die Zellinhaltsstoffe besser herausgelöst und extrahiert werden.
Das Verhältnis sollte etwa zu einem Teil Pflanzen auf fünf bis zehn Teilen alkoholischer Lösung bestehen.
Die Auswahl des Alkohols richtet sich ganz danach, wofür die Tinktur verwendet wird. Wenn Du ein Extrakt für die Küche herstellst würde ich zu klarem, hochprozentigem Schnaps greifen. Ebenso beim Herstellen von Kräuterextrakt zur oralen Einnahme.
Bei äußerlicher Anwendung und zur Weiterverarbeitung für Kosmetikprodukte ist Alkohol (unvergällter Weingeist) mit 70 Vol.% zu empfehlen.
Für die Herstellung wird ein gut schließendes Gefäß verwendet, dass vorher sterilisiert wurde. Die Pflanzenteile werden zerkleinert, in den sterilisierten Behälter gegeben und mit dem Alkohol so aufgefüllt, dass er die Pflanzenteile gut bedeckt, aber genug Platz zum Schütteln ist. Der Ansatz wird dunkel bei Zimmertemperatur sieben bis vierzehn Tage aufbewahrt. Auch hier sollte die Lösung bestenfalls zweimal täglich für mehrere Minuten bewegt werden, damit die enthaltenen Wirkstoffe aus dem Pflanzenteilen gelöst werden können.
Filtere danach deine Lösung durch einen Kaffeefilter um Schwebstoffe zu entfernen und fülle sie in eine braune Flasche zur Aufbewahrung. Versehe sie mit Namen der Pflanze, Datum der Herstellung und der Alkoholkonzentration.
Die Tinkturen sind grundsätzlich lange haltbar, sinnvoll ist es allerdings sie innerhalb eines Jahres aufzubrauchen, da die Wirkstoffe sich mit der Zeit abbauen.
Turboextraktion
Eine zweite Möglichkeit eine Tinktur herzustellen ist die Turboextraktion. Dabei werden in der Regel sehr gute, sogar bessere Ergebnisse, als bei der konventionellen Methode erzielt.
Man benötigt dafür einen Stabmixer, der mindestens 5 Minuten am Stück arbeiten kan, und ein Glas oder Behälter, der dem Mixer angepasst ist, sodass nichts herausspritzen kann. Zusätzlich wird eine Glasfilternutsche benötigt, um alle Schwebeteilchen herauszufiltern (Laborbedarf).
Die Lösung wird genauso im Verhältnis ein Teil Pflanzen - fünf bis zehn Teile Alkohol im Becherglas angesetzt, dieses wird in kaltes Wasser gestellt um es während des Mixprozesses zu kühlen. Beginne vorsichtig mit dem Mixen und mixe insgesamt fünf Minuten. Das Wasserbad sollte verhindern, dass die Lösung zu heiß wird.
Danach wird das Extrakt etwa 24 Stunden stehen gelassen, damit sich ein Großteil der Schwebstoffe absetzten kann. Nun wird die Flüssigkeit über dem Bodensatz vorsichtig abgegossen und zuerst durch einen Kaffeefilter gesiebt, dann durch die Glasnutsche. Eine gute Filterung ist hier besonders wichtig, da durch die Turboextraktion besonders feine Partikel entstehen, die die Tinktur instabil machen können.
Anwendung von Tinkturen
Tinkturen können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, in der Kulinarik musste ich spontan an Vanilleextrakt denken, dass ich regelmäßig verwende.
Wesentlich verbreiteter ist es in der Heilpflanzenkunde oder Naturkosmetik.
Als Kräuterextrakt wird es zur Einnahme als Tropfen, äußerlich bei kleineren Verletzungen oder Mückenstichen angewendet. Aber auch Umschläge, Teilbäder und Waschungen sind möglich. Teilbäder können beispielsweise die Wundheilung nach einer Entbindung oder Unterleibsoperationen unterstützen.
Eine Creme kombiniert den pflegenden, kosmetischen Aspekt mit der Wirksamkeit von Tinkturen.
Hier einige Einsatzmöglichkeiten:
- Kamillen-Tinktur: bei Erkältung, Magenkrämpfen und Verdauungsbeschwerden, unterstützt die Wundheilung, wirkt allerdings austrocknend,...
- Arnika-Tinktur: bei Quetschungen, Blutergüssen, Verstauchungen und Zerrungen, Erkältung, Fieber und Heiserkeit...
- Ringelblumen-Tinktur: Verdauungsbeschwerden, Akne, Geschwüre...
- Johanniskraut-Tinktur: Depression, Nervosität, Schlaflosigkeit....
- Chili-Tinktur: Appetitlosigkeit, Verdauungsschwäche, gegen Verspannungs- und Gelenkschmerzen, Kreislauf anregend...
Bei starken Beschwerden ersetzt der Einsatz einer Tinktur natürlich nicht den Arzt- oder Heilpraktikerbesuch!
Viel Spaß beim Rühren und Mixen!
Also ich muss schon sagen,
selten hat mich eine Seite so fasziniert, und über mehrere Stunden alles lesen lassen und so gefesselt. als hätte ich meinen Zwilling gefunden 😉
Alles hier traf genau den Mittelpunkt meines Herzens, weil ich genau gleich lebe, esse, backe ( vegan ) , nähe & eigene Cremes und Tinkturen rühre.
Achja, und wegwerfen kommt bei mir auch nicht in die Tüte.
Hier steckt Herz, Seele und Leidenschaft drin. Das habe ich von der ersten Sekunde an gespürt.
Danke für diese allesamt tollen Artikel.
Dankeschön für die herzlichen Komplimente!
Ich freue mich, dass ich Dich so gut unterhalten und vielleicht auch informieren konnte!
Genau aus diesem Grund funktioniert es, weil es mein Leben in meinem kleinen Hexenhaus ist.
Echt, ungeschminkt, Alltag und manchmal auch etwas verhext 😉 !
Liebe Grüße!
Hallo liebe Hexe,
ich stelle auch Tinkturen (z.B. Beinwell, Kardewurzel, Löwenzahn etc.) her. Du schreibst, daß eine Tinktur auch eine gewisse Menge an Wasser enthalten soll, damit die Zellwände aufquellen und sich die Inhaltsstoffe besser lösen können. Meine Frage: Wieviel Wasser sollte ich denn Deiner Meinung nach einer Kardenwurzeltinktur mit 70% Weingeist (unvergällt) zugeben? Liebe Grüße und vielen Dank für Deine vielen wunderbaren und praktischen Tipps. Herzlichste Grüße von der Müritz aus MeckPom
Hallo liebe Carmen,
ich freu mich, dass Du in meinem Hexenlabor gelandet bist!
Speziell bei einer Kardenwurzeltinktur gelingt der Auszug am besten, wenn Du frische Wurzeln verwendest. Solltest Du nur getrocknete Wurzel zur Verfügung haben kannst Du diese mit einem Wassersrüher leicht befeuchten und etwas rehydrieren lassen, musst Du aber nicht.
Ich wünsche Dir gutes Gelingen bei Deiner Kardenwurzeltinktur!
Liebeste Grüße aus dem hohen Norden ins schöne MeckPom
von Deiner Hexe
Wenn ich so eine Tinktur äußerlich verwende, verdünne ich sie dann vorher mit Wasser?
Liebe Daniela,
die Tinktur kann unverdünnt verwendet werden. Du solltest nur zwischen den Anwendungen für ausreichende Hautpflege sorgen!
Liebe Grüße von der Hexe
Hallo liebe Hexe 🙂
Ich finde deine Seite sehr interessant.
Ich möchte ein Süßholzwurzel Tinktur machen. Ich habe ein Rezept gefunden, wo die es mit Honig, Wasser und Wodka herstellen. Ich kenne mich nicht mit Alkohol aus, wäre es ein guter Wahl?
Liebe Grüße
Silvie
Hallo liebe Silvie,
ich freue mich, dass Dir mein Hexenlabor gefält 😉 !
Für Deine geplante Tinktur ist es wichtig einen Wodka zu wählen, der mindestens 40% Alkohol hat. Gestern habe ich mich auch erst bei Aldi Nord mit einem besseren Wodka für etwas neun Euro eingedeckt um Kastanienblüten Tinktur anzusetzen. Bei Edeka wäre ich ab 12 Euro fündig geworden, in der Apotheke kannst Du auch passenden reinen Alkohol kaufen.
Viel Erfolg beim Ansetzen Deiner Tinktur!
Liebe Grüße von Deiner Hexe
Liebe Hexe,
vielen Dank für die Tipps 🙂
Lg Silvie
Hallo Hexchen,
ich möchte gerne eine Tinktur, mit Weingeist, mit Samen herstellen.
Frage: Was muss ich hier ein Mischverhltnis ansetzen?
Frage: Kann ich, wenn die Tinktur fertig ist mit destilliertem Wasser verdünnen?
Als Samen nehme ich : Strophanthus gratus Samen, OUABAIN
Vielen Dank
Rudolf
Hallo lieber Rudolf,
Du kannst ohne Probleme eine Tinktur auch mit Weingeist und Samen herstellen. Hier würde ich soviel Alkohol verwenden, dass die Samen mit demselben Volumen an Alkohol bedeckt sind.
Destilliertes Wasser kann ich nur empfehlen, wenn Du die Tinktur äußerlich anwenden möchtest, bei Einnahme würde ich gefiltertes oder stilles Wasser aus der Flasche verwenden. Das Endprodukt sollte nach dem Verdünnen etwa 40% Alkohol enthalten.
Liebe Grüße
von der Hexe
Vielen Dank für diese Wunderbare Webseite, aus der man unkompliziert und schnell Wissen erlangen kann!
Alles Gute im Neuen Jahr.
Guten Morgen im Neuen Jahr und herzlich Willkommen in meinem Hexenlabor,
ich freue mich, dass Du hier viel Neues für Dich erfahren kannst und hoffe Du hast viel Spaß hier!
Liebe Grüße
von der Hexe
Hallo liebe Hexe,
bin gerade auf diese Seite gestoßen und möchte auch kurz meine Begeisterung mitteilen! Toll, was du hier schreibst und an Infos weiter gibst! Ich habe wieder viele neue Anregungen hier bekommen. 😊. Dankeschön dafür! Habe selber vor wenigen Jahren eine Heilkräuter-Ausbildung absolviert und viel Zeit mit Herstellung von Tinkturen, Hydrolaten, Salben etc. verbracht und ebenso den kulinarischen Aspekt der „Wilden“ lieben- und kennengelernt. Leider alles zu lange ruhen gelassen, weil der Alltag viel zu einnehmend ist, mit seinen „normalen“ Themen und einfach die Zeit davon galoppiert….
Nun in meinem Urlaub habe ich gerade eben endlich mal wieder eine Brennessel-Quiche genossen und zum Nachtisch stoße ich auf deine Seite! Wenn das nicht ein Zeichen ist! Meine wahren Interessen (die du ja auch lebst) werden nun endlich wieder für mich im Fokus stehen! Danke, dass du mich mit deinem Hexenlabor wieder auf die Spur gebracht hast!
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
ich freue mich, dass Du hier in meinem Hexenlabor gelandet bist!
Das was Du beschreibst kenne ich leider nur zu gut! Bisher ist leider nur ein winziger Auszug aus der Kräuterkunde und Verarbeitung von mir auch verschriftlicht worden, ich hoffe ich habe zukünftig etwas mehr Zeit dafür 🙂 .
Umso mehr freue ich mich, wenn ich Deine Leidenschaft wieder wecken konnte!
Hab einen wundervollen Sommer und viel Spaß beim Stöbern hier in meinem Hexenlabor!
Herzliche Grüße
von der Hexe
Hallo liebe Hexe,
ich bin ganz begeistert von deiner vielfältigen Seite, mit den vielen tollen Beiträgen und Rezepten.
Hab dich jetzt erst entdeckt sonst hätte ich die Tinktur gleich richtig angesetzt.
Meine Frage ist, ich habe das Glas fast ganz mit Kräutern gefüllt und dann
40 % Grappa daraufgegossen. Leider waren die Kräuter nicht immer ganz
mit Flüssigkeit bedeckt, und ich habe Sie auch seit Juni im Glas und nicht
abgeseiht. Kann ich die Tinktur trotzdem verwenden? Zum Beispiel auch
als Badezusatz. Herzlichen Dank für dein Wirken. Liebe Grüße Manuela
Hallo liebe Manuela,
ich freue mich, dass Du in meiner kleinen Hexenwelt gelandet bist!
Ja, Du kannst die Tinktur verwenden, vor allem äußerlich. Ich vermute sie ist etwas stärker konzentriert als üblicherweise.
Normalerweise ist es bei der Anwendung von Tinktur auf der Haut so, dass diese einen austrocknenden Effekt wegen des Alkohols hat, aber wenn Du etwas davon ins Badewasser gibst sollte das keine Rolle spielen.
Liebe Grüße aus dem Hexenhaus
Deine Hexe Petra